Nachhaltigkeit

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ geht auf den deutschen Ökonom Hans Carl von Carlowitz zurück, der bereits im Jahr 1713 das Prinzip prägte, dass im sächsischen Forst nur so viele Bäume zu fällen seien, wie auch durch die Aufforstung nachwachsen.

Kurz: Nimm nur so viel, wie auch wieder nachwächst. Sonst ist in Zukunft nichts mehr übrig. Aber die Idee geht weit über die Umwelt hinaus.


Die Problemstellung

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Unsere Gesellschaft lebt über ihre Verhältnisse, überschreitet die planetaren Grenzen und schafft vermehrt Ungleichheit auf der Welt. Das ist nicht nachhaltig, denn die gesunde Natur und fairen Lebensbedingungen weden nicht “nach-gehalten”.

 

Nachhaltige Organisationen finden Antworten auf folgende zentrale Frage:

Wie leben und wirtschaften wir so, dass künftige Generationen die gleichen Chancen auf ein gutes Leben haben, wie wir?

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Das 3-Säulen-Modell

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In den 1980er Jahren ist das Modell der "Drei Säulen der Nachhaltigkeit" entstanden. Bei den drei Säulen handelt es sich um folgende Nachhaltigkeits-Dimensionen:

 

  • Ökologische Nachhaltigkeit: Wir beanspruchen die natürlichen Ressourcen nur so sehr, wie sie sich wieder regenerieren. Das Ökosystem hat langfristig Bestand und wird nicht ausgebeutet.
  • Ökonomische Nachhaltigkeit: Wir wirtschaften so, dass wir zukünftige Generationen nicht belasten, z.B. durch Schulden oder Arbeitslosigkeit. Damit ist auch ein Maß an Gewinnen notwendig, um systemerhaltende Zukunftsinvestitionen zu tätigen.
  • Soziale Nachhaltigkeit: Wir ermöglichen allen Menschen ein Leben in Würde und die freie Entfaltung der Persönlichkeit. Das betrifft z.B. faire Bezahlung und gesunde Arbeitsbedingungen. 

Diese Dimensionen wurden u.a. durch den Brundtland-Bericht der UN-Weltkommission für Umwelt und Entwicklung geprägt. Demnach stehen die drei Dimensionen miteinander in Wechselwirkung und bedürfen einer ausgewogenen Entwicklung und Koordination, um die Zukunftsfähigkeit der Weltgesellschaft sicherzustellen. Es handelt sich hier um einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsbegriff.

Grafik: Utopia.de


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Beispiele für nachhaltige Unternehmen

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Betrachten wir drei Beispiele von bekannten deutschen Unternehmen, die je Nachhaltigkeitssäule wirksame Maßnahmen umgesetzt haben:

 

  • Thema ökologische Nachhaltigkeit bzw. Umweltbewusstsein: Die GLS Bank ist z. B. eine Bank, die sich auf ethische und soziale Geldanlagen spezialisiert hat. Das Unternehmen hat sich 2009 das Ziel gesetzt, 100% erneuerbare Energien zu nutzen,  hat dieses Ziel bereits erreicht und investiert auch in solche Projekte.
  • Thema soziale Nachhaltigkeit bzw. gesellschaftliche Verantwortung: So hat sich z. B. der Outdoor-Bekleidungshersteller VAUDE das Ziel gesetzt, eine transparente und faire Lieferkette zu etablieren und setzt sich insbesondere für fairere Löhne in der Produktion ein. VAUDE arbeitet eng mit seinen Lieferanten zusammen, um sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter entlang der Lieferkette fair bezahlt werden, besonders in Schwellen- und Entwicklungsländern. Dabei nutzt VAUDE u.a. die Zertifizierungen Bluesign, Fair Wear und Grüner Knopf.
  • Thema ökonomische Nachhaltigkeit bzw. Wirtschaftlichkeit: Bosch hat z. B. im Rahmen der „Bosch Production System“-Initiative verschiedene Maßnahmen zur Optimierung der betrieblichen Abläufe implementiert, wie beispielsweise Lean-Prinzipien, Automatisierung und Digitalisierung von Prozessen sowie die Verbesserung der Qualitätssicherung. Durch die Einführung dieser Maßnahmen konnte Bosch seine Produktivität steigern, Fehlerquoten reduzieren und die Lieferzeiten verkürzen. Anmerkung: In Nachhaltigkeitsberichten nach EU-Norm wird die dritte Säule von der Kategorie “Governance”, also Unternehmensführung eingenommen.

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Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen

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Die Vereinten Nationen haben 2015 die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) in New York beschlossen. Bis 2030 sollen diese sozialen, ökologischen und ökonomischen Ziele erreicht werden.

Die SDGs umfassen eine breitere Palette von Themen und zielen darauf ab, Armut zu bekämpfen, Ungleichheit zu verringern, den Klimawandel zu bekämpfen, die Umwelt zu schützen und die Wirtschaft auf eine nachhaltige Basis zu stellen. Einige der Schlüsselziele umfassen die Beseitigung von Armut und Hunger (SDG 1 und 2), die Förderung von Bildung (SDG 4), die Gewährleistung von Geschlechtergerechtigkeit (SDG 5), die Bekämpfung des Klimawandels (SDG 13) und die Förderung von nachhaltigem Konsum und Produktion (SDG 12).

 

Einmal jährlich kommen die Staaten zum High-Level Political Forum on Sustainable Development (HLPF, dt.: Hochrangiges Politisches Forum für Nachhaltige Entwicklung) in New York zusammen, um sich gegenseitig über den Umsetzungsstand zu informieren. Internationale SDG-Indikatoren dienen dazu um den Fortschritt zu messen.

 

Ein aktueller Zwischenbericht über das Verfehlen bzw. die Erreichung der SDGs findet sich im "Sustainable Development Goals Report" der Vereinten Nationen. Dieser Bericht wird regelmäßig veröffentlicht, um den Fortschritt bei der Umsetzung der SDGs zu verfolgen. Er bietet einen Überblick über die Fortschritte, Herausforderungen und Prioritäten für die verbleibende Zeit bis zum Jahr 2030. Der jüngste verfügbare Bericht ist der "Sustainable Development Goals Report 2023“. Laut diesem Bericht sind nur 15% der 140 SGD-Kennzahlen im Zielkorridor und 37% befinden sich sogar in der Stagnation oder Regression seit 2015.

Auf Basis aktueller Daten und bisher geplanter Maßnahmen werden alle 17 Entwicklungsziele bis 2030 verfehlt.


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Das 1,5-Grad-Ziel bzw. das Pariser Abkommen

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Das Übereinkommen von Paris (ÜvP) wurde auf der 21. Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (COP21) im Dezember 2015 in Paris verabschiedet und trat im November 2016 in Kraft. Die beigetretenen Staaten verpflichten sich, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C, möglichst jedoch auf 1,5 °C, gegenüber dem vorindustriellen Niveau (1880) zu begrenzen (Umweltbundesamt).

 

Eine Erwärmung um 2 Grad Celsius hätte drastische Folgen für Artensterben, Extremwetter, die menschliche Gesundheit und den Anstieg der Meeresspiegel (WWF).

 

Das Übereinkommen gibt allen Vertragsstaaten den klaren Auftrag, notwendigen ⁠Klimaschutz⁠ konsequent umzusetzen. Dazu sollen die Staaten ab 2020 alle fünf Jahre neue ambitionierte Pläne nationaler Klimaschutzbeiträge vorlegen (Nationally Determined Contributions - NDCs), die der Erfüllung des Langfristziels dienen und immer ehrgeiziger werden müssen (Umweltbundesamt).

 

Die Erderwärmung betrug 2023 über 1,3 °C im Vergleich zu 1880 und liegt damit bereits nahe an dem 1,5-Grad-Ziel (Umweltbundesamt). Es wird prognostiziert, dass die Vereinten Nationen ihr Ziel nicht erreichen werden, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

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Die Europäischen Ziele für Nachhaltigkeit

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Die EU-Politik lehnt sich an die globalen Nachhaltigkeitsziele (SDGs) an. Hier werden einige dieser Ziele zusammengefasst:

 

Klimaschutz: Als verbindliche Verpflichtung im Rahmen des EU-Klimagesetzes und des “EU Green Deal”-Pakets will die EU zum weltweit ersten klimaneutralen Kontinent werden.

Alle Wirtschaftszweige der EU sollen bei der Senkung der Emissionen um mindestens 55 % bis 2030 mitwirken (“Fit for 55”). 

 

Energiewende: Das Ziel ist die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch auf mindestens 32% bis 2030. Die EU ist auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen, insbesondere durch den Ausbau von Wind- und Solarenergie. Dennoch müssen weitere Anstrengungen unternommen werden, um das Ziel zu sichern.

 

Sauberer Verkehr: Das Ziel ist die  Förderung von emissionsarmem und nachhaltigem Verkehr. Mit Initiativen wie der EU-Verkehrspolitik und Förderung von Elektromobilität sind Fortschritte zu verzeichnen. Das Ziel bis 2050 ist jedoch ambitioniert und erfordert weiterhin starke Maßnahmen.

 

Kreislaufwirtschaft: Das Ziel ist Reduzierung des Abfallaufkommens und Förderung von Recycling und Wiederverwendung. Es wurden bereits Richtlinien und Maßnahmen eingeführt, um die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Fortschritte sind erkennbar, aber das Ziel ist noch nicht erreicht.

 

Biodiversität und Naturschutz: Das Ziel ist der Stopp des Biodiversitätsverlusts und Schutz von Ökosystemen. Trotz Bemühungen wie dem EU-Biodiversitätsstrategie 2030 bleibt der Biodiversitätsverlust ein Problem. Mehr Anstrengungen sind erforderlich.

 

Gesunde Meere und Ozeane: Das Ziel ist die Verbesserung der Meeresgesundheit und nachhaltige Fischerei. Obwohl es Fortschritte bei der Schaffung von Meeresschutzgebieten gibt, sind die Meere immer noch durch Überfischung und Verschmutzung bedroht.

 

Soziale Gerechtigkeit und Inklusion: Das Ziel ist die Förderung von sozialem Zusammenhalt, Gleichheit und Inklusion. gibt Bemühungen, soziale Ungleichheiten innerhalb der EU zu verringern, aber die Herausforderungen sind weiterhin groß, insbesondere im Hinblick auf Einkommensungleichheit und Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung.

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ESG und die gesetzliche Vorgabe zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD)

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Die EU-Norm “Corporate Sustainability Reporting Directive” (CSRD) wurde 2022 erlassen und ist ab 2025 verbindlich für die meisten Unternehmen ab 250 Mitarbeitenden, für einige schon früher. Mehr dazu im Infoblatt unten.

 

Die CSRD orientiert sich an den “ESG”-Kriterien. ESG steht für Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) und bezieht sich auf die drei Hauptkriterien, anhand derer die Nachhaltigkeits- und ethischen Auswirkungen eines Unternehmens bewertet werden. Während ESG sich vorwiegend auf die Aspekte konzentriert, die für Investoren und Unternehmensführung relevant sind, decken die drei Säulen der Nachhaltigkeit ein breiteres Spektrum ab und betrachten die langfristigen Auswirkungen von Entscheidungen auf Mensch, Planet und Profit.

 

Der CSRD Report ist ein vergleichbarer und extern geprüfter EU-Standard. Die Anforderungen werden in den ESRS (European Sustainability Reporting Standards) formuliert.

 

Mit unserem Beratungsangebot “Change for Good” helfen wir Unternehmen dabei, die CSRD sowohl rechtskonform umzusetzen, als auch maximalen Nutzen daraus zu ziehen – für das Unternehmen selbst und die Welt.

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Gemeinwohl-Ökonomie

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Was unterscheidet konventionelle, nachhaltige und gemeinwohlorientierte Unternehmen

 

Nachhaltige Unternehmen haben wie konventionelle Unternehmen auch das Ziel Gewinn zu erwirtschaften, achten darauf, bei ihrem Geschäft keinen Schaden für Menschen und Umwelt anzurichten.

 

Gemeinwohlorientierte Unternehmen haben ein Ziel, das weit darüber hinaus geht. Sie definieren Erfolg nicht mit Gewinn, sondern mit ihrem Beitrag für Mensch und Umwelt. Sie Nutzen Gewinne um diesen Zweck zu erreichen und ihre Wirkung dabei zu steigern.

 

Das Konzept der “Gemeinwohl-Ökonomie” (GWÖ) geht u.a. auf den Wissenschaftler Christian Felber zurück (GWÖ-Buch von 2010) ist ein Wirtschaftsmodell, dessen Ziel ein gutes Leben für alle auf einem gesunden Planeten ist. Im Mittelpunkt steht der Gedanke, dass werteorientierte Unternehmen auf das Gemeinwohl achten und sich aktiv dafür einsetzen:

  • Menschenwürde
  • Solidarität und soziale Gerechtigkeit
  • Ökologische Nachhaltigkeit
  • Transparenz und Mitbestimmung

 

Gemeinwohl-Unternehmen sollen in einer ethisch orientierten Wirtschaftswelt bessere Rahmenbedingungen erhalten.

Mittlerweile gibt es eine weltweite ehrenamtliche Bewegung, die sich in vielen Regionalgruppen für die Gemeinwohlorientierung der Wirtschaft engagiert. Über 800 Unternehmen haben bereits eine “Gemeinwohl-Bilanz” gezogen.

 

Hier einige Beispiele:

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Ihr Ansprechpartner für Nachhaltigkeit

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Zertifizierter Gemeinwohlberater (GWÖ)
Organisationsentwickler (MA)
Agile Coach (CLP, PSM I)

Themen:

Gemeinwohlökonomie, Agilität, Scrum, Theories of Change, Leben in Gemeinschaften, Suffizienz